Jeff Staple Interview

 In Culture

Wenn ich irgendwas weiß, dann ist es die Tatsache, dass man nicht die falschen Fragen stellen soll. Das hat mir vor einiger Zeit ein Freund gesagt und ich habe lange darüber gegrübelt, was das eigentlich heißt. Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht und dann befunden, dass es eigentlich das einzige Problem ist. Die Leute stellen nie die richtigen Fragen und bekommen dann auch immer Antworten, die sie nicht erwartet haben. Jeff Staple war dieser Freund, der mir das mal gesagt hat. Und ich versuche, ganz ehrlich, das seit diesem Tag auch wirklich zu beherzigen. Ehrliche Fragen und ehrliche Antworten machen das Leben auch einfacher. Jeff ist jemand, der das den ganzen Tag lang macht und meistens auch noch nachts. Was dabei rauskommt, ist meist unglaublich, großartig und seiner Zeit ein bisschen voraus. Ladies & Gentlemen, Jeff Staple

Gib uns doch ein kleines Intro: Wer bist du und was machst du so?
Ich habe Staple Design, eine Menswear Kollektion und eine Kreativ-Agentur 1997 gegründet und dann bin ich 2002 auch noch weiter gegangen und habe eine Galerie, einen eigenen Laden und ein Magazin gestartet. Ich bin sowas wie der Hausmeister und der Creative Director von allen.
Erzähl’ uns ein bisschen von deiner Zeit, bevor das angefangen hat.
Ich hatte nie einen großen „Karriere Job“, nie einen Job außerhalb von Staple. Das war schon immer so, Staple war immer das, was mich angetrieben hat und ich wollte es im Gegenzug weiter antreiben. 
Und wie bist du in die Sache reingeraten?
Ich habe angefangen, T-Shirts zu drucken. Das war noch, als ich in der Schule war. Erst habe ich 12 verkauft, dann 24 und plötzlich waren es 48 Stück. Das war aufregend, doch der Stein rollt weiter und alles wird größer. Nach 14 Jahren sind wir irgendwie immer noch dabei.
Du machst eine riesige Menge Klamotten für Staple, eine riesige Menge für andere Leute … wie ist es da mit dem Timing für Designs oder Schuhe klarzukommen?
Das ist gar nicht so, wie sich das nach außen hin darstellt. Wir haben gar keine langen Verpflichtungen mit irgendwelchen Schuhherstellern. Wir designen eine Menge Dinge und Sachen und wenn die Zeit reif ist und die Planeten in einer richtigen Konstellation stehen, dann machen wir das Projekt. Das heißt, wenn etwas kommt, was wir irgendwie interessant finden und wir denken, es lohnt sich, dann machen wir Zeit dafür.

Hat der Pigeon Dunk das Sneaker-Spiel komplett neu gestaltet?
Ja das hat er. Ich würde sogar soweit gehen und sagen dass dieser eine Schuh die Sneaker-Kultur und die Turnschuh-Kultur als solches verändert hat. Ich will gar keine Credits einheimsen für das Design, ich will nur sagen, dass nach dem „Pigeon“ nichts mehr so wie vorher war. Dieser Schuh hat erstmals etwas erreicht, was es nie vorher gab, er hat Menschen auf etwas gestoßen, das sie vorher nicht kannten. Die Kultur machte einen großen Sprung und jeder konnte es sehen. Die Taube ist wundervoll, aber von meinem Designerstandpunkt aus betrachtet nicht revolutionär – es war ein perfektes Zusammenspiel von vielen Faktoren. Ich freue mich immer, wenn so etwas so klappt! Die Dinge, die wir bei Staple Design gestalten sind für Firmen und Kunden, aber was wir bei Staple Clothing gestalten ist für mich und meinen persönlichen Sinn und Geschmack. Die Taube ist aber etwas Besonderes. Die Taube ist für die Welt, das haben wir gelernt, seit der Dunk draußen ist. Die Taube hat so eine starke emotionale Bindung zu den Menschen, man muss sie frei geben und fliegen lassen. Kleiner Spaß.
Es gibt tausend andere Dinge mit denen Du hättest gehen können, warum ist die Taube ein Meilenstein bei Staple?
Das habe ich nicht gemacht, das waren die Menschen … Wir haben immer unser wir Ohr auf der Straße, und das Wichtigste ist, wir hören zu.
Hast Du ein grundsätzliches Faible für Schuhe, oder für das Designen von Schuhen?
Jedesmal, wenn ich ein Paar mache, dann ist das wie ein Traum, der in Erfüllung geht. Ich bin schon immer ein Sneakerhead, schon seit der 6. Klasse.
Denkst Du manchmal auch an andere Schuhe?
Klar mache ich das, wir haben gerade einen Schuh für Timberland gemacht. Ich reife ja auch, ich werde älter, und da sind dann nicht nur Sneakers wichtig.
Vielleicht auch mal einen Damenschuh designen?
Vielleicht werde ich ja auch ein Cross Dresser, wer weiß das schon? Hahaha!

Du arbeitest gerade an deiner eigenen Kollektion, was beeinflusst dich, wo kommen deine Ideen her?
Ich bin viel unterwegs und oftmals kommen viele Faktoren zusammen. Mal bin ich mit Freunden unterwegs, mal nur mit Bekannten oder Leuten, die ich noch nie getroffen habe. Ich glaube, das Beste im Leben ist, immer Leute zu treffen und einfach rauszugehen und die Welt anzusehen. Die Ideen kommen dann von ganz alleine.
Wie fängt das alles an, wenn du Design startest?
Das ist anders – es gibt keinen „An- und Aus-Knopf beim Design. Ich bin immer an, es gibt auch keine Arbeit im eigentlichen Sinne, weil es eine Liebesaffäre ist.
Gibt es ein paar Meetings, beim Essen oder in einer Bar und dann kommst du einfach dazu?
Das ist schon mal ein guter Start, Konversation. Das ist die Basis aller Dinge, also dass man sich versteht und zusieht, dass die Chemie stimmt. Das ist, als würde man ein Mädchen daten, man muss auf derselben Wellenlänge sein und man muss auf sein Herz hören und seine Seele in das ganze Projekt einfließen lassen. Das ist ganz wichtig – man muss Geld, Fame, den Hype, alles einfach ausblenden, um ein Produkt zu kreieren, was der Konsument dann auch wirklich haben will. Wenn man nur auf das hört, was der Hype sagt, ist man ganz schnell alleine. Das will niemand.
Wie ist der Prozess vom Zeichenbrett, digital oder Stift, zum fertigen Produkt?
Das variiert von Produkt zu Produkt. Es ist typisch, dass es viele, viele Takes gibt und Review-Runden, Es ist niemals perfekt beim ersten Mal, niemals. Das darf es auch gar nicht sein. Ich vergleiche die ganze Sache immer mit jemandem, der eine Skulptur macht, der solange Dinge wegnimmt, bis es sich gut anfühlt – so, wie der Skulpteur es haben will.
Hast du jemals ein Produkt oder einen Schuh bekommen, wo alles eigentlich „off“ war und so gar nicht deiner Idee entsprach?
Na klar. Ganz oft ist es ja nicht mal das Produkt, was schlecht ist, aber in der Zwischenzeit hat sich irgendwie der Zeitgeist geändert, das ganze Projekt ist plötzlich nicht mehr so, wie es am Anfang war. Die Parameter sind plötzlich ganz andere, und plötzlich fühlst auch du selber dich ganz anders gegenüber diesem Projekt als am Anfang. Aber das ist auch der natürliche Gang einer Sache, genauso gut kann man auch schon betriebsblind sein und zu oft draufgeschaut haben, während der Konsument mit einem frischen Blick dann schnell sagt, dass es das Coolste ist, was er je gesehen hat. Und du selber kannst nur die Schulter zucken…
Designst du selbst, um die Sache besser aussehen zu lassen?
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich, würde ich sagen. Aber grundsätzlich würde ich „nein“ sagen. Ich bin besessen davon, die Timeline zu halten und alles im Budgetrahmen zu behalten. Andere Designer sind mehr oder weniger Diven und versuchen alles, und ich meine wirklich alles, nach ihrer Fasson laufen zu lassen, ganz egal, was Zeit oder Geld für eine Rolle spielen. Da bin ich viel lieber Realist. Und perfekt wird es eh nie. Man kann nah dran kommen, aber es wird nie perfekt, also will ich den Zeitrahmen nicht sprengen und alles „on point“ liefern. Das ist eine Sache, die dann auch die anderen Parteien glücklich macht.
Was ist das beste, oder sagen wir mal coolste Projekt, an dem du je gearbeitet hast?
Nike Considered. Das war ein Wahnsinns Projekt von A-Z. Da war alles: Design, gut für die Umwelt, ein super Release… Ein tolles Projekt und ich war jede Sekunde stolz darauf, dabei zu sein.
Wer ist der oder sind die besten Designer, die es gerade gibt?
Heute? Die Jungs von Bodega machen super Sachen und Ronnie Fieg ist die nächste Generation.
Bist Du jemand, der gerne Schuhe hat, die niemand anderes hat? Jemand, der alte Schuhe sucht und sammelt?
HELL YES!

Hier noch ein paar persönliche Fragen. Was macht dich glücklich?
Das ganz einfache Leben. Stress mildern, am besten keinen haben und die Leute, die mir wichtig sind auch glücklich machen.
Bist du ein Tag oder Nachtmensch?
Ich bin etwas von einem Nachtmenschen, da mein Business überall auf der Welt ist. Ich gehe meistens so gegen vier Uhr morgens schlafen.
Du bist schon über die ganze Welt gereist. Gibt es irgendwas, was jeder gesehen haben sollte?
Einmal im Leben nach Hokkaido, das ist im Norden Japans, und es ist unglaublich dort!
Als ich dich vor Jahren das erste Mal traf, sagtest du: es gibt keine falschen Antworten, es gibt nur falsche Fragen.
Hundertprozentig, gerade letzte Woche habe ich genau diese Worte wieder gesagt.
Irgendwelche letzten Worte?
Tut mir wirklich leid, dass es so lange gedauert hat!
Thanks for your time, it’s been a pleasure!
Interview: Henrik Kürschner

Recommended Posts

Leave a Comment

0

Start typing and press Enter to search